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Antje Dertinger
Auf Wiedersehen in Manhattan

Die Autorin Antje Dertinger zeichnet sich in ihrem literarischen Schaffen durch zwei besondere Arbeitsschwerpunkte aus: Zum einen geht es in ihren Arbeiten häufig um Frauenthemen (beispielsweise: "Schenk mir deinen Namen. Scheinehen zwischen Menschlichkeit und Kriminalität"), zum anderen hat sie sich in den mehr als 13 Publikationen, die sie vorgelegt hat, immer wieder mit Opfern des Nationalsozialismus befasst (Beispiel: "Weisse Möwe, Gelber Stern. Das kurze Leben der Helga Beyer").
Ihren Namen bringe ich persönlich besonders mit den "Heldentöchter(n)" sowie den "Frauen der ersten Stunde" in Verbindung.
Zu den Neuerscheinungen des Frühjahrs 2013 zählt nun die Veröffentlichung "Auf Wiedersehen in Manhattan". Antje Dertinger nimmt hier einerseits ihre Lebensthemen wieder auf (Frauen, Verfolgung/Widerstand), gleichzeitig setzt sie aber neue Akzente. Dies geschieht durch den Ort - das Buch spielt überwiegend in Frankreich und hat die Verfolgung deutscher Exilantinnen als "feindliche Ausländer" zum Gegenstand " aber auch durch die Form: Dertinger überrascht durch die Vorlage eines Romans.
Kurz zum Inhalt:
Im Mittelpunkt des Buches steht eine Gruppe von Frauen, die sich im südfranzösischen Lager Gurs um Rosa Ellmann, einer politisch Verfolgten, schart. Ehe die "willigen französischen Hilfstruppen Hitlers" die Jüdinnen und "Politischen" an die Deutschen ausliefern und in ein Konzentrationslager nach Osten gebracht werden können, gelingt es dieser kleinen Gruppe aus dem Lager zu fliehen. Die Frauen, deren Wege sich auf der Flucht trennen, versprechen sich ein "Wiedersehen in Manhattan". Daher der Titel des Buches.
Den Zugang zum Thema schafft die Autorin jedoch über eine andere Handlungsebene: Die Journalistin Lili lernt Rosa Ellmann Jahrzehnte später in deren Vorlesung an der Universität kennen. Sie ist so fasziniert, dass sie Rosa um persönliche Gespräche bittet. Neben den Tonbandinterviews fallen Lili Jahre später, nach Rosas Tod deren Aufzeichnungen aus der Lager- und Fluchtzeit in die Hände. Die Journalistin liest, recherchiert und fährt, ganz vom Thema eingenommen, schließlich nach Südfrankreich.
Gerade da, wo die Autorin in ihrer Geschichte Szenen entwickelt, erreicht sie große Betroffenheit. Von daher ist die Wahl der Gattung "Tatsachenroman" sehr begründet. (Dieser Gattungsname ist übrigens besonders seit Truman Capotes Roman "Kaltblütig" in der Literatur geläufig.) Neben frei gestalteten Szenen bewegt sich Antje Dertinger ganz nah an den recherchierten Fakten. Diesen dokumentarischen Zug bestärken die eingefügten Schwarzweißfotos von historischen Orten, Portraits, etc.
Die Autorin fasst endlich ein Thema an, das schon lange auf Bearbeitung wartete. Erst gerade beginnt man sich übrigens in Frankreich über die Rolle der "willigen Hilfstruppen Hitlers" auseinanderzusetzen. "Auf Widersehen in Manhattan" ist ein längst überfälliges Buch, das das Zeug hat, den Diskurs zum Thema zu beeinflussen. Absolut empfehlenswert!

Antje Dertinger
Auf Wiedersehen in Manhattan
epubli, 232 Seiten, broschiert, 17,70 Eur.

Paula Pau

Monika Littau
Beim Überschreiten des Taupunkts

Hat man Steine, Schlacken, Rost vor Augen, im Ohr das Quietschen von Eisenbahnbremsen und das Sirren der Oberleitungen, so ist man der Stimmung von Monika Littaus neuen Gedichten ganz nah. Scheinbar werden immer wieder unmittelbare Sinneseindrücke evoziert, verstärkt noch durch die schönen Fotografien der Autorin, die sich auf Einzelheiten wie eine Flechte oder ein Blatt mit Tautropfen konzentrieren. Aber man lasse sich davon nicht täuschen, zugleich sind viele Gedichte von einer feinsinnigen Hintergründigkeit - der Titel AUF DER STRECKE in einem Abschnitt mit Eisenbahngedichten lässt ein Hasenherz zurecht erschrecken. Und auch in den Naturgedichten ist der Zugang zu den Dingen keineswegs spontan, sondern sehr bewusst sprachlich vermittelt. Monika Littau freut sich über Wörter wie grasbuckelzotten oder boddenrohr, sie knüpft Assoziationsketten (der Wind weht ein blatt / zwischen schulterblätter / hält den punkt / offen / wo flügel wachsen). In den besten Momenten gelingen ihr so einfache und eindrucksvolle Zeilen wie diese Gedanken beim Blick auf ein fremdes Ufer: verschnürte jahre / fracht / frage genauer / was muss ans land / ans andere ufer / was gibst du dem wasser / was wirfst du den möwen hin

Monika Littau
Beim Überschreiten des Taupunkts: Gedichte
Universitätsverlag Brockmeyer, broschiert, 9,90 Eur.

M.E.

David Wagner
Vier Äpfel

Die Handlung dieses kleinen Romans ist schnell erzählt: Jemand geht in einen Supermarkt, nimmt sich einen Einkaufswagen, mäandert durch die Gänge, füllt den Einkaufswagen mit gesuchten oder zufällig gefundenen Waren, denkt unterwegs an seine Ex und auch sonst an allerlei, geht zur Kasse, zahlt und verlässt das Geschäft. Das war's. Klingt nicht sehr spannend, aber immerhin führt es zu einer kleinen Alltagsphilosophie des Einkaufens, die, auch wenn man das alles schon irgendwie mal gehört hat, durchaus mit Gewinn zu lesen ist.

David Wagner
Vier Äpfel
Rowohlt, 160 Seiten, gebunden, 17,90 Eur.

B.B.

Zé do Rock
jede sekunde stirbt a nichtraucher

Wir steigern uns mehr und mehr in den Wahn, jedes Risiko sei zu vermeiden. Darum dürfen Kinder nicht alleine zur Schule gehen und darum werden Raucher geächtet. Am Ende aber nützt keine Vorsicht, denn: „jede sekunde stirbt ein nichtraucher“. So heißt das neue Buch von Zé do Rock, das unter anderem für so ziemlich alle Länder der Welt auflistet, wie leicht oder schwer es dort die Raucher haben.
Der Stil des Autors ist wie immer gewöhnungsbedürftig, die eigene Rechtschreibung wirkt gelegentlich maniriert, aber es ist mehr als eine Masche. Wenn man sich drauf einlässt, ist es ein witziges Spiel mit der Sprache, etwa wenn die Schreibweise sich mehr und mehr der Umgebung anpasst, von der der Text gerade handelt (zum Beispiel: „Er Cannes goût kochen“.) Und diese Rechtschreibung ist es auch, die so abstruse Worterklärungen wie „fatalist = trik vom Alten“ erst möglich macht. Man kann Ze do Rocks Buch, das bei allem Witz ganz ernsthaft für die Rechte der Raucher eintritt, lesen als ein Plädoyer für Freiheit und Toleranz. Man darf es auch lesen als einen gelungenen Spaß.

Zé do Rock
jede sekunde stirbt a nichtraucher. a lexikon üba vorurteile un andre teile
A1 Verlag, 272 Seiten, Eglische Broschur, 18,80 Eur.

M.E.

Georg Forster
James Cook, der Entdecker

Georg Forster (1754 - 1794) war Forscher, Revolutionär, Schriftsteller, Zeichner. Berühmt wurde er als Chronist der Weltreisen James Cooks. Einer dieser Berichte ist nun in einer wunderschönen Ausgabe neu erschienen: James Cook, der Entdecker. Herausgeber Frank Vorpahl hatte 2007 bisher unbekannte Zeichnungen Forsters gefunden, die während der zweiten Weltumsegelung mit Cook entstanden waren, und dies zum Anlass der Neuausgabe genommen. Anders als der Titel verspricht, gibt das Buch allerdings keinen umfassenden Überblick über Leben und Reisen Cooks, es ist zum Beispiel mit seiner umfassenden geographischen Übersicht eher was für Experten. Denen sei es sehr empfohlen, das allgemeine Publikum wird zunächst an Forsters "Reise um die Welt" mehr Freude haben. (In ähnlich feiner und teurer Ausstattung bei Eichborn erschienen oder verhältnismäßig preisgünstig als Insel-Taschenbuch zu haben.)

Georg Forster: James Cook, der Entdecker
Hg. von Frank Vorpahl (Herausgeber)
Eichborn 2008, 176 S., LN mit Halbschuber EUR 24,95

B.B.

Ute Redeker-Sosnizka
Essen in Frankreich

Einmal saß ich mit einem Freund in einem Restaurant in Frankreich. Auf der Speisekarte stand "ris de veau", was ich sachkundig mit "Irgendwas vom Kalb" übersetzte. Und wer kennt das nicht: Im Urlaub rätselt man vor der Speisekarte. Was ist salsifis? Und pissalat und pissenlit? Das gewöhnliche Wörterbuch ist in solchen Fällen schnell überfordert. Spezialwörterbücher helfen weiter. Das schönste und beste, das ich kenne, heißt "Essen in Frankreich". Schon der bunte Einband mit Abbildungen von typischen Küchengeräten macht Lust auf's Stöbern. Das Wörterverzeichnis lässt im französisch-deutschen Teil keinen Wunsch offen. Dazu kommt eine Liste der Käsesorten sowie eine Sammlung von Formulierungen aus Kochrezepten.
Obwohl das Buch auch einen dünnen Teil Deutsch-Französisch enthält, kann man nur zur Not empfehlen, es französischen Freunden zu schenken, die die deutsche Küche erkunden möchten. Semmelkloß, Maultasche oder Saumagen sucht man vergeblich. Das ist nicht weiter schlimm, denn dafür ist das Buch nicht gedacht.
Für jeden aber, der in Frankreich essen gehen, einkaufen oder kochen möchte, ist dieses schön gemachte Buch unbedingt zu empfehlen!
Ach ja: pissalat ist eine Würzpaste, pissenlit ist Löwenzahnsalat, und meinem (zum Glück unerschrockenen) Freund habe ich mit ris de veau zur Bestellung von Kalbsbries verholfen.

Ute Redeker-Sosnizka
Essen in Frankreich. Restaurantdolmetscher. Koch- und Küchenwörterbuch. BOD Norderstedt 2007, 256 Seiten, Broschiert, 18 Euro.

M.E.

Silvia Bovenschen
Älter werden

Bei der Fußballweltmeisterschaft 2002 nahm sich die deutsche Mannschaft eigenartig zurück. Da war nicht der Siegeswille, der 4 Jahre später zu spüren war, sondern geradezu schüchtern erreichten die Spieler das Finale. Mit einer Ausnahme: Oliver Kahn, der Torwart, Er war die einzige tragische Figur in dieser deutsche Mannschaft, "er hat sich seine Fallhöhe erarbeitet, die anderen haben nur einen Kater".
Diese treffende Schilderung ist einem Buch entnommen, in dem man sie nicht unbedingt erwartet: "Älter werden", den "Notizen" der Literaturwissenschaftlerin Silvia Bovenschen.
Es ist durchaus möglich, dass die an multipler Sklerose erkrankte Autorin sich selbst manchmal in der Rolle einer kämpfenden Löwin sieht. Ihre Schilderungen körperlicher und seelischer Zusatände sind manchmal schroff und unbarmherzig, aber nie larmoyant.
Silvia Bovenschen hat ein geistvolles Buch geschrieben, das über sein Thema hinaus als eine kleine Phänomenologie des Alltags gelesen werden kann.

Silvia Bovenschen
Älter werden
Frankfurt (S. Fischer) 2006, Gebunden, 154 Seiten, EUR 17,90.

B.B.

Rainer Schmitz
Was geschah mit Schillers Schädel?

Wer eine kurzweilige und anregende Lektüre für Zwischendurch - in der S-Bahn, im Wartezimmer oder vor dem Einschlafen- sucht, ist mit Rainer Schmitz Nachschlagewerk "Was geschah mit Schillers Schädel?" bestens beraten. Das Buch hat allerdings einen großen Nachteil: Es ist zu schwer (anderthalb Kilo)!
Ansonsten findet sich unter den Stichworten von A ("Wenn Schwächlinge anfangen, über den ersten Buchstaben des Alphabets nachzudenken, können sie ganz schnell dem Wahnsinn verfallen", befand Rimbaud) bis "Zylinder" für jeden Geschmack etwas: Wissenswertes, Überflüssiges, Nützliches und Kurioses. Nicht immer erscheinen die Schriftsteller in günstigem Licht. Unter dem Stichwort "Ehebrecher" etwa steht lapidar: "Gibt es unter den Literaten zu viele, um sie hier zu nennen." Unter dem zunächst harmlos wirkenden Eintrag "Herbstfrische in Dachau" wird ein Brief von Hanns Johst, 1933 Intendant am Berliner Staatstheater, zitiert mit seinem Vorschlag, Thomas Mann wegen der Aktivitäten seines Sohnes Klaus zu inhaftieren. "Seine geistige Produktion würde ja durch eine Herbstfrische in Dachau nicht leiden". Ganze 12 Seiten nimmt auch der Beitrag zu dem Stichwort "Gefängnis" ein - eine lange Liste von Schriftstellern, die eingesperrt und zu Gefängnisstrafen verurteilt wurden. Zu weiteren Nachforschungen ist für interessierte Leser unter jedem Beitrag die Quelle angegeben. Querverweise bei den Stichwörtern führen zu weiteren themenverwandten Stichwörtern. Auch wer systematisch Informationen zu einem Schriftsteller nachgehen will, kommt mit dem alphabetischen Personenregister schnell zu den richtigen Stellen, da die Spaltenzählung (statt Seiten) das Auffinden erleichtert.
1200 Einträge zu fast 4000 Dichterinnen und Denkern hat Rainer Schmitz in 25 Jahren gesammelt und in 1722 Spalten dem interessierten Leser zugänglich gemacht. Nur auf die Titelfrage "Was geschah mit Schillers Schädel?" bekommt man keine endgültige Antwort: Zeitweise gab es zwei Schiller-Schädel, vielleicht ist keiner echt!

Schmitz, Rainer
Was geschah mit Schillers Schädel?
Alles, was Sie über Literatur nicht wissen
(Eichborn) Gebunden, 916 Seiten, 39,90 Eur[D]

S.E.

Tim Harford
Ökonomics

Warum kann ein Café seine Gewinne maximieren, wenn es verschiedene Kaffeesorten anbietet? Tim Harford analysiert in lockerer Sprache die ökonomischen Zusammenhänge und insbesondere die Geheimnisse der Preisbildung. Seine Beispiele sind aus dem praktischen Leben gegriffen, Beobachtungen im Café, im Supermarkt oder beim Autokauf.
Das Bestechende dieses Buches liegt an seiner Einfachheit. Die ganze Welt (oder wenigstens ihre Ökonomie) wird erklärt mit simpel gestrickten Modellen. Das ist lehrreich und sinnvoll, denn Modelle, die so kompliziert sind wie die Welt, die sie beschreiben sollen, sind ebenso wenig verständlich wie die zu beschreibende Welt. Aber es ist manchmal auch eine beschränkte Sicht der Dinge.
Harford singt ein Loblied auf die Entwicklung Chinas. Im Vergleich zu kommunistischen Zeiten ist das berechtigt. Aber wenn China sich zum Beispiel nicht an Urheberschutz und Patente hält, ist das eine Verletzung der ökonomischen Spielregeln und man muss sich durchaus fragen, ob der freie Welthandel (mit China) unter dieser Bedingung so sehr für alle von Nutzen ist wie Harford uns das Glauben macht.
Trotzdem ist Harfords Ökonomics ein lehrreiches, die ökonomischen Zusammenhänge erhellendes Buch, das jedem, der Marktwirtschaft besser verstehen möchte, empfohlen sei.

Harford, Tim
Ökonomics
Warum die Reichen reich sind und die Armen arm und Sie nie einen günstigen Gebrauchtwagen bekommen
(Riemann Verlag) Gebunden 384 Seiten, 18,00 Eur[D]

B.B.

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